Viele Familien kommen zu mir, wenn sich im Alltag ihres Kindes Schwierigkeiten zeigen, für die es keine nachvollziehbare Erklärung zu geben scheint. Oft liegt bereits eine lange Suche hinter ihnen – Gespräche mit Ärztinnen, Therapeutinnen, Fachstellen – und dennoch bleibt die Frage offen:


„Warum ist das so? Was steckt dahinter?“


Genau hier setzt meine Arbeit an.
Ich unterstütze Kinder, Jugendliche und – wenn es fachlich sinnvoll ist – auch Erwachsene, deren Herausforderungen
nicht durch psychische Erkrankungen, neurologische Störungen oder organische Fehlfunktionen verursacht werden, sondern durch Abweichungen in der frühkindlichen neurophysiologischen Entwicklung.


Für wen ist die neurophysiologische Entwicklungsförderung geeignet?

Die Förderung eignet sich insbesondere für Kinder ab etwa 5 Jahren, Jugendliche und Erwachsene, bei denen bestimmte – oft zufällige oder unvorhersehbare – Einflüsse dazu geführt haben, dass frühe Entwicklungsschritte des Gehirns nicht vollständig ausgereift sind.


Dabei geht es nicht um Intelligenz, nicht um „Erziehungsfehler“ und auch nicht um neurologische Erkrankungen.


Im Kern handelt es sich um
nicht vollständig integrierte frühkindliche Reflexe, die eigentlich längst durch reifere Bewegungsmuster abgelöst sein sollten.

Wenn diese Reflexe aktiv bleiben, kann das vielfältige Symptome auslösen – teilweise subtil, teilweise sehr deutlich.


Mögliche Anzeichen und Problembereiche

Die Auswirkungen zeigen sich individuell unterschiedlich. Viele Kinder haben nur einzelne Symptome, bei anderen treten mehrere Bereiche gleichzeitig auf. Typische Hinweise sind:


Lernschwierigkeiten

  • Lese- und Rechtschreibprobleme
  • Unsicherheiten im Rechnen
  • ausgeprägte Konzentrationsschwächen
  • deutlich unter den eigenen Möglichkeiten bleiben („Underachievement“)
  • Schwierigkeiten mit Merkfähigkeit und (Selbst-)Organisation


Entwicklungsverzögerungen

  • emotional-soziale Unsicherheiten oder Auffälligkeiten
  • motorische Schwierigkeiten, ungeschickte Bewegungsabläufe, Gleichgewichtsprobleme, Dyspraxie
  • Probleme in der Sprachentwicklung


Verhaltensauffälligkeiten

  • Hyperaktivität und Konzentrationsstörungen mit Überschneidungen zu ADHS/ADS
  • Ängste, z. B. Schulangst
  • Impulsivität, aggressive Reaktionen, geringe Frustrationstoleranz
  • Überempfindlichkeiten (sensorisch oder emotional)
  • starker Rückzug / Introvertiertheit


Lateralitätsprobleme

  • unklare oder wechselnde Händigkeit
  • wechselnde Dominanz bei Auge oder Ohr


Was kann die frühkindliche Entwicklung beeinflusst haben?

Ich spreche häufig von „zufälligen Einflussfaktoren“.
Nicht, weil Eltern oder Kinder etwas „falsch“ gemacht haben, sondern weil es oft ganz alltägliche Situationen sind, die die frühe Entwicklung beeinflussen können.


Hier einige typische Beispiele:


Während der Schwangerschaft

  • Erkrankungen, Unfälle, starker Stress
  • unzureichende Nährstoffversorgung
  • Rauchen, Alkohol, Medikamente
  • allgemeine Belastungen der Mutter


Unter der Geburt

  • sehr kurze oder sehr lange Geburtsprozesse
  • Kaiserschnitt, Saugglocke, starke Druckeinwirkung
  • medikamentöse Unterstützung
  • Sauerstoffmangel, Nabelschnur-Komplikationen
  • sehr geringes oder sehr hohes Geburtsgewicht
  • fehlender direkter Körperkontakt nach der Geburt


In den ersten 12 Lebensmonaten

  • Saugprobleme
  • „Schreibabys“ oder extrem ruhige, unauffällig pflegeleichte Babys
  • deutlich verfrühte oder verspätete Meilensteine
    (Kopfheben, Stützen, Drehen, Krabbeln, Gehen …)
  • spätes Sprechen
  • Erkrankungen, Stürze oder Unfälle


Auch hier gilt:
Es müssen nicht alle Faktoren vorliegen – manchmal reicht ein einziger aus, um die Entwicklung zu beeinflussen.



Aus der Praxis: Ein wichtiger Hinweis

Viele Eltern berichten stolz – und völlig zu Recht –, dass ihr Kind sehr früh laufen konnte, ohne zuvor gekrabbelt zu sein. Was kaum jemand weiß: Auch das kann ein Hinweis auf nicht integrierte Reflexe sein.
Denn bestimmte Bewegungsabfolgen erfüllen eine wichtige Funktion für die Reifung des Gehirns. Wenn sie übersprungen werden, kann dies langfristig zu Herausforderungen führen. Entscheidend ist immer die
Gesamtschau. Erst das Zusammenspiel aus Verhalten, Entwicklungsgeschichte und Reflexstatus ergibt ein vollständiges Bild. Genau diese differenzierte Betrachtung gehört zu meinem Fachgebiet.

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